Just me

Ruth Schilling, Künstlerin aus Kaiserslautern, Selbstportrait, Pastellkreide auf Karton
Ruth Schilling Selbstportrait

Mein Name ist Ruth. Den Namen gab mir meine Mutter in Gedenken an ihre beste Freundin aus Kindertagen, einer erklärten Hasserin von Königsberger Klopsen. Diese andere Ruth stammte aus Berlin und war während des 2. Weltkriegs nach Schulitz zu ihrer Großtante verschickt worden. So lernten meine Mutter und sie sich kennen.

Ich weiß wirklich nicht viel von dieser Ruth. Eben nur diese paar Dinge: Sie stammte ursprünglich aus Berlin, war zu ihrer Großtante verschickt worden, hasste Königsberger Klopse. Ich weiß nicht, wie sie aussah. War sie groß, war sie klein, war sie dick oder dünn, hatte sie blonde, braune, schwarze oder rote Haare, lebt sie womöglich noch oder ist lange schon gestorben, weil ihr vielleicht – anders als der Familie meiner Mutter – mit ihrer Tante die Flucht aus Westpreußen nicht mehr gelang.

All das spielte für meine Mutter wohl keine Rolle. Wichtig war für sie, ihre Erinnerung an diese einzige, die beste Freundin aus ihrer verlorenen Heimat zu ehren, indem sie mir deren Namen gab.

Natürlich gibt es eine Geschichte zu den Klopsen. Die Großtante wusste ja, dass ihre Ruth keine Königsberger Klopse mochte, also lud sie meine Mutter ein, das Mittagessen mit ihnen einzunehmen, weil sie glaubte, dass meine Mutter allein aus Höflichkeit die Klopse schon runterbringen würde, ob sie ihr nun schmeckten oder nicht.

Da hatte sie meine Mutter falsch eingeschätzt. Die Treue zu der besten und einzigen Freundin wog weitaus mehr als der Gehorsam gegenüber einer älteren Frau oder gar anerzogene Höflichkeit. So verweigerten beide Mädchen die Klopse, weil ‚Bäääh‘. Die Kapern schmeckten einfach zu ungewohnt.

Das ist die Geschichte, wie ich zu meinem Namen kam. Ich bin hier, auf dieser Welt, ziemlich lange inzwischen, tue dies und das, „ich drücke mich gerne kreativ aus“, wie landläufig gesagt wird, aber ehrlich gesagt, weiß ich nicht so genau, was das heißt.

Mir macht es Freude zu malen, ich habe Lust am Schreiben, am Geschichten erzählen, am Spintisieren. Es bereitet mir Vergnügen, es macht mich glücklich, solche Dinge zu tun.

Ich habe lange Jahre in der Werbung gearbeitet und weiß ja, dass hier auf dieser Seite ein gänzlich anderer Text erwartet wird. So irgendetwas in der Art: Ich bin so und so alt, ich habe diese und jene Ausbildung und Erfahrungen, ich kann auf sone und solche Erfolge zurückblicken.

Ach.

Ich bin solcher Dinge müde.

So toll war’s nicht.

Und dennoch wunderbar.

Schaut euch meine Bilder an.

Lest meine Geschichten.

Vielleicht erkennt ihr mich dann. Irgendwo zwischen den Zeilen, in den Schattierungen der Farben.

Viel Spaß!