2. Februar – Antäus

Antäus war ein guter Sohn und Bruder. Er hatte gelernt, seine Mutter Gaia zu ehren und allen Frauen gegenüber respektvoll zu sein. Er stand immer in Kontakt mit Gaia, er war innig mit ihr verbunden und schöpfte seine große, übermenschliche Kraft aus der Zugehörigkeit zu ihr.

Heute würde man ihn vielleicht ein Muttersöhnchen nennen, aber das war Antäus nie. Er war immer ein richtiger Kerl, stark und voller Witze und Späße, manchmal ein bisschen faul und träge, aber meistens erfüllte er seine Aufgaben, bevor er sich eine Pause gönnte. Er war ein Held, opferbereit und mutig. Aber er bezog seine Kraft nun einmal aus der Verbindung mit seiner Mutter, der großen Erdmutter Gaia.

Und eines Tages, als Zeus schon lange den Olymp erklommen und sich zum Göttervater erklärt hatte, da traf Antäus auf Herkules. Herkules war nicht stärker als Antäus. Er war ungefähr gleich stark. Aber er hatte einen entscheidenden Vorteil. Herkules wusste, wie er Antäus schwächen konnte. Er hob ihn einfach vom Erdboden hoch, damit er keinen Kontakt mehr zu seiner Mutter Gaia hatte. Und dann zerquetschte er ihn wie eine reife Birne. Er brach ihm das Rückgrat und machte ihn zu einem jämmerlichen Krüppel.

Diese Geschichte ist nur ein Mythos, aber sie sollte allen Männern zeigen, dass sie sich auf keinen Fall als Söhne ihrer Mütter sehen dürfen. Denn die Macht der Mutter sei allzu leicht zu brechen. Aber am Schicksal von Herkules ist abzulesen, dass die Macht der Väter noch viel weniger weit reicht. Vielleicht wäre es ihm besser bekommen, wenn er seine Mutter mehr geehrt und Frauen besser behandelt hätte.