5. Dezember – Wenn der Teufel zu Besuch da war

Wenn der Teufel zu Besuch da war, muss ich zuerst einmal richtig durchlüften. Meistens gelingt es mir, ihn auf dem Ofenblech oder den Fließen zu halten. Aber letztens hat er doch tatsächlich ein paar hufförmige Brandflecken auf den Dielen hinterlassen.

Ich weiß ehrlich gesagt auch nicht so genau, was er daran findet, ausgerechnet mein Haus aufzusuchen. Er murmelte irgendwas von günstiger Lage und Erdmagnetismus sei gut gegen sein Rheuma.

Da musste ich dann doch kichern. Wie kann denn der Teufel Rheuma bekommen bei der Hitze, die in der Hölle angeblich herrschen soll? Aber er ließ letztens so eine Bemerkung fallen, dass es wohl in der Hölle auch nicht mehr so toll ist, wie es mal war. Er langweilt sich ziemlich, weil die ganzen Verstorbenen zwar schon gerne einen kurzen Trip durch seine Hölle machen, aber die sich reinigenden Seelen im Fegefeuer doch immer seltener werden.

Als ich meinte, das sei verständlich, dass die Verblichenen sich so eine prominente Sagengestalt gerne mal anschauen wollten, es aber woanders auf Dauer sicher gemütlicher sei, da lief er glühendrot an vor Zorn und wollte sich mit seinem Dreizack schon auf mich stürzen. Aber dann sackte er wieder in sich zusammen.

Ein bisschen tut er mir ja schon leid. Das Böse, sagte er, hätten wir Menschen ihm längst aus den Händen genommen. So viel Gemeinheit, Niedertracht und Scheinheiligkeit würden ihm gar nicht einfallen, wie er heute tagtäglich erleben würde. Letztens zum Beispiel habe er auf so eine wichtige Warn-E-Mail hin auf einer Website seine Kreditkartendaten hinterlassen und nun sei die Kreditkarte total überzogen. Und das bei Doppel-Platin! Zurückbuchen ginge auch nicht, habe ihm die Kreditkartenfirma gesagt, er solle mal das Kleingedruckte in seinem Vertrag lesen. Und das ihm, wo er doch das Kleingedruckte erst erfunden habe!

Überhaupt wäre das doch die Höhe, dass wir Menschen ihm dann auch noch total dreist unsere ganzen Verfehlungen, schlechten Gewohnheiten und sonstigen Bösartigkeiten unterschöben. Wenn wir wieder einmal gemein und fies gewesen wären, dann sagten wir einfach: „Da hat mich wohl der Teufel geritten!“ So eine Unverschämtheit. Die ganzen Schattenseiten bekäme er untergejubelt. Dabei wäre es längst aus mit Reiten, wegen Rheuma und so.

Na ja, so geht das jedes Mal, wenn der Teufel mal wieder auf ein Schwätzchen hereinschaut. Also eher auf ein Jämmerchen. Er heult mir nämlich immer so die Ohren voll. Dabei ist er selbst schuld. Er sollte lieber mal an seinen USPs arbeiten und sich nicht so sang- und klanglos den Rang ablaufen lassen. Schließlich hatte er mal das Monopol auf das Böse. Aber so geht es eben, wer sein Geschäft nicht pflegt und sich nicht den Marktgegebenheiten anpasst, der geht irgendwann Pleite.