17. Januar – Der vermaledeite Nebelscheinwerfer

Das war eine Suppe da draußen, solch einen elenden Nebel hatte Celine noch nie erlebt. Sie konnte kaum die nächste Laterne erkennen, geschweige denn sehen, wo diese blöde Straße weiterging. Nebelscheinwerfer und Nebelschlussleuchte hatte sie längst eingeschaltet. Aber Celine hatte den Eindruck, dadurch noch weniger zu sehen.

Jedenfalls nach vorn! Die Nebelschwaden rechts und links der Straße wurden von den Scheinwerfern ganz hervorragend ausgeleuchtet. Eine Wand aus Watte! Celine hörte als einziges Geräusch auf dieser Welt nur noch den Motor ihres Autos, aber ganz hohl und halb verschluckt. Sie kroch inzwischen dahin. Es schien ihr, dass die weiße Wand vor ihr nur widerwillig den dunkelgrauen Straßenbelag ausspuckte. Am liebsten wäre sie stehen geblieben, aber es gab keinen Seitenstreifen an dieser kleinen Kreisstraße und Celine hatte auch keine Lust im Graben zu landen.

Hätte sie nur auf ihren Vater gehört, dann würde sie jetzt mit einer dampfenden Tasse Tee in der Küche ihrer Eltern sitzen anstatt mit dem Nebel, um jeden Meter Straße zu ringen. Sie versuchte mit dem Fernlicht, die dicken Schwaden zu durchdringen. Aber der Nebel blieb genauso dicht, wurde nur strahlender angeleuchtet und blendete sie sogar. Also wirklich, irgendwo hinter diesem Nebel war Sonnenschein, grünes Gras, Luft, Weite, schlicht die Welt.

Dann fiel Celine ein, was ihr Vater heute noch gesagt hatte. Laut einer Statistik gab es in den Bundesstaaten der USA, die die Todesstrafe abgeschafft hatten, weniger Mordfälle als in denen die Todesstrafe noch durchgeführt wurde. Wenn es ohne Todesstrafe weniger Mörder gab, dann gab es ohne diesen vermaledeiten Nebelscheinwerfer vielleicht auch weniger Nebel.

Celine schaltete zuerst die Nebelschlussleuchte aus. Der Nebel lichtete sich. Dann drehte sie den Schalter für die Nebelscheinwerfer auf 0. Der Nebel riss auf und gab den Blick auf einen atemberaubend blauen Himmel frei.