30. Juli – Fliege Fridolin

Eine Fliege sitzt auf meinem Monitor und putzt sich. Mit ihren Vorderbeinen fährt sie sich über die Facettenaugen, reibt dann die Beine aneinander. Bei jeder Erschütterung hält sie inne, lauert, wartet. Ist es doch besser, davonzufliegen? Oder ist es sicher genug sich weiter zu putzen?

Sie ist noch unentschieden. Genau wie ich, die noch unentschlossen ist, die Hand zu heben und sie von meinem Bildschirm zu verjagen, die sich überlegt, ob das nun eine harmlose Stubenfliege ist oder doch eine von der stechenden Sorte. Aber die kommen normalerweise erst im Herbst.

Falls es diese Fliegen überhaupt gibt und es sich dabei nicht nur um ein urbanes Märchen handelt, eine Zeitungsente, eine Fake-Meldung aus irgendeinem Fernsehmagazin.

Wenn es eine echte Stubenfliege ist, heißt sie Fridolin. Immerhin gehört sie zu den lautlosen Fliegern. Jetzt sind die Flügel dran, auch die wollen geputzt sein. Dabei spreizt Fridolin die Flügel und benutzt die Hinterbeine zum Putzen, drückt die Flügel hinunter. Dann hebt er ab, schwirrt im Zickzack über den Schreibtisch, setzt sich auf den Rechner und putzt sich dort weiter.