27. Juni – Nachmittag bei Daphne

Daphne strich sich das Haar zurück. Wie hingeworfen lag sie auf der Ottomane, ein fliederfarbenes Kleid floss um ihren Leib. Üppig wogten ihre Brüste, als sie das Champagnerglas vom Beistelltisch aufnahm.

Mit einem tiefen Zug genoss sie das perlende Gesöff. Ein wohliger Seufzer entfuhr ihr. Daphne liebte ihren freien Nachmittag. Natürlich, sie war privilegiert. Nicht jede konnte sich so einen freien Nachmittag leisten und noch weniger hatten den Genuss, dazu ihre Freundinnen einzuladen. Als erste kam Monika.

„Liebes“, brüllte sie bereits von der Tür aus. Daphne richtete sich halb auf.
„Lass doch, lass. Ich komme zu Dir!“

Die beiden Freundinnen tauschten Küsschen auf die Wange.

„Auch ein Gläschen?“ Monika nickte voller Begeisterung und nahm eine Schale entgegen. Einen Augenblick genossen die Damen das prickelnde Vergnügen. Schon standen Anna und Barbara im Raum.

„Hallo! Hallo!“

„Ach, wie schön“ Küsschen, Küsschen, Schmatz, Schmatz.

Als auch die hinzugekommenen Damen mit Alkohol versorgt waren, konnte es endlich losgehen. Das Ratschen. Über die Männer herziehen.

„Was macht denn deiner gerade?“

„Ach ja, ist der Aufsichtsratsvorsitzende von so einem DAX-Unternehmen. Bildet sich ordentlich was drauf ein.“

Die Damen lachen.

„Einfach putzig diese Kerle. Nehmen sich wegen so einem unwichtigen Kram wichtig. Es geht doch da nur um bedruckte Scheinchen. Nein, schlimmer, nur codierte Zahlen aus ordentlich vielen Nullen und Einsen.“

„Meiner hat endlich seine mütterliche Seite entdeckt!“

„Ach wie schön!“, rufen die übrigen Damen.

„Ja, er kümmert sich heute um die Kinder. Aber ich fürchte, es liegt nur an der neuen Modelleisenbahn.“

Wieder lachen die Damen.

„Meiner ist heute ins Kloster abgereist. Schweigeseminar!“

„Och!“, rufen die Damen.

„Meinst du, er hat eine Chance?“

„Er weiß aber, dass nur Frauen Erleuchtung erreichen können.“

„Vielleicht schafft er es ja im nächsten Leben!“

Seid doch nicht so chauvinistisch!“

„Wieso? Mit Männern ist eben nichts anzufangen. Die wissen einfach nicht, worum es im Leben geht.“

„Um was? Um Champagner?“

„Sei doch nicht so albern!“

„Ja, ja, ich weiß, es geht um…“, alle Damen im Chor „…Liebe! LIEBE!“