31. Juli – Der Ahornbaum

Es war einmal ein Ahornbaum, der wollte so gern ein Ginkgobaum werden. Denn dann würde er einem uralten Adelsgeschlecht angehören. Aus seinen Samen und Blättern würden Heilmittel gegen alles Mögliche hergestellt. Er wäre ein Star, ein Wirtschaftsfaktor, ein Heiler, auf jeden Fall irgendwie wichtig und bedeutend.

So als Ahorn da stand er nur herum und sah nett aus. Die Kinder lachten über ihn, weil seine Samen wie kleine Propeller zu Boden segelten. Dann sammelten sie die Samen auf und klebten sie sich an die eigene Nase als Verlängerung, rannten herum und machten alberne Geräusche.

Also ehrlich. So nahm ihn doch keiner Ernst. Dabei brachte er so leckeren Ahornsirup hervor. Nun ja, nicht speziell er selbst, schließlich war er nur ein Zierahorn. Aber andere aus der weitverbreiteten Ahornfamilie produzierten Ahornsirup tonnenweise, das landete auf Pfannkuchen und sonst wo. Aber waren die Menschen dankbar? Nein. Ahornsirup wäre ja viel zu teuer, sagten sie. Und dick mache er auch. Toll.

Ach, könnte er doch nur ein Ginkgobaum werden. Manchmal versuchte der Ahorn, seine spitzen Blätter so irgendwie mehr wie ein Fächer zu formen. Aber es gelang ihm nicht. Das Ahornmäßige, das Ahornartige steckte einfach in ihm. Da blieb ihm nichts übrig als den Kopf hängen zu lassen und neidisch zu den Ginkgobäumen auf der anderen Seite des Parks zu schielen.