17. November – Gregor

Gregor war ein wahres Glückskind. Er tat immer nur das, was er wollte, und niemals das, was er musste. Am frühen Morgen schrillte sein Wecker. Kurz nach fünf. Da sprang Gregor aus dem Bett und dankte dem Wecker für seine zuverlässigen Dienste.

Oh wie schön, in der Küche brodelte bereits die Kaffeemaschine. Die hatte Gregor mit einer Zeitschaltuhr versehen. So stieg ihm der Geruch von frisch gebrühtem Kaffee in die Nase, wenn er sich auf den Weg ins Bad machte.

Dort angekommen strahlte er sich selbst im Spiegel an.

„Guten Morgen“, rief er und dann rasierte er sich. Nach einer kurzen heißkalten Dusche rieb er sich trocken, zog sich an und ließ sich in der Küche sein Frühstück schmecken. Danach nahm er seine Mappe, schlüpfte in seine Jacke und verließ die Wohnung.

Frau Meier von gegenüber ging gerade mit ihrem Hund Max Gassi. Sie schaute verdrießlich, grüßte Gregor aber, als er ihr fröhlich einen schönen Tag wünschte. Später an der Arbeit addierte Gregor lange Zahlenkolonnen, füllte Formulare aus und erstellte einige Gutachten.
Seine Kollegen stöhnten und meckerten. Das Wochenende war noch so fern, die Arbeit so langweilig, das Wetter zu heiß oder zu kalt, zu trocken oder zu nass. Der Ehepartner war blöd, die Kinder dumm und sie selbst in einer schrecklichen sie niemals loslassenden Tretmühle gefangen.

„Och“, sagte Gregor da, „mir macht die Arbeit Spaß.“

Da schauten ihn alle komisch an, verdrehten die Augen. Der Priepke zeigte ihm hinter seinen Rücken einen Vogel.

„Warum sollte ich sie sonst machen?“, fragte Gregor entrüstet.