17. Oktober – Herbst

Habt Ihr mich jemals klagen hören, wie schrecklich es sei, dass der leuchtende und warme Sommer nun vorbei ist, dass nun der Herbst Einzug hält?

Habe ich mich jemals beschwert, dass die Bäume und Sträucher nun in voller Pracht der Herbstfarben blühen, die Blätter in zartem Gelb, kräftigem Ocker, in Rosarot, in Burgunderfarben und in hellem Braun zeigen?

Habe ich über den Nebel geschimpft, der an vielen Tagen hoch über uns hängt, sich manchmal auflöst und goldenen Sonnenstrahlen Platz macht?

Oder habe ich den Regenwolken gezürnt, die sich manchmal mit stürmischen Winden gepaart über uns ergießen?

Vielleicht habe ich hin und wieder ganz zaghaft gemäkelt, weil die Temperaturen nicht mehr so angenehme Höhen erreichen.

Es mag auch sein, dass ich mich über die kürzer werdenden Tage ein klein wenig negativ geäußert habe.

Aber im Großen und Ganzen finde ich den Herbst wunderschön und malerisch.
Auch er wird wieder viel zu kurz sein.

12. Oktober – Herbst

Wenn die Erde sich auf ihrer Reise durchs All mit der nördlichen Halbkugel von der Sonne fort neigt, wird es Herbst. Falls wir sie überhaupt zu Gesicht bekommen, zieht die Sonne nur noch in einer flachen Bahn über den Horizont und wirft vor allem lange Schatten.

Jedes kleinste Hindernis, ein kleiner Hügel oder ein mehrstöckiges Haus entscheiden darüber, ob die Oktobersonne noch in den Garten fällt oder ins Fenster scheint.

Nicht alle sind so glücklich wie ich. Auf dem Lande direkt am Feldrand wohnend zieht die Sonne fast den ganzen Tag an meinem unverbauten Blick vorbei. Scheint mir ins Fenster und sticht mir in die Augen, wenn ich nicht das Plissee herunterlasse. Welch ein Luxus so ein unverbauter Blick.

Dabei verdanke ich ihn nur dem Regionalflugplatz in ein paar hundert Meter Entfernung. Ich stamme aus der Großstadt – der Lärm hat mich niemals gestört – aber ständig umzingelt zu sein von hohen Häusern, gefangen in endlosen Schluchten, eingezwängt in stickigen U-Bahnen – das fand ich grässlich. Freiraum und Weitblick wollte ich immer schon lieber als keinen Lärm.