16. Februar – In meinem früheren Leben

In meinem früheren Leben war ich Uhrmachergeselle in einer kleinen Werkstatt in den Bergen. Unsere Arbeit ging immer sehr ruhig vonstatten. Mein Meister war ein wortkarger Mensch, der nichts mehr liebte als die Ruhe und Gleichmäßigkeit.

Mit Bedacht und Sorgfalt erledigte er seine Arbeit und genauso lehrte er es mich. Wir sprachen nie sehr viel. Wenn ich einmal einen Fehler gemacht hatte, regte er sich niemals auf oder wurde laut. Er wies mich in ebenso ruhigem Tonfall darauf hin, wie er mich beim Mittagessen bat, ihm das Salz zu reichen. Ich liebte meine Arbeit, ich liebte mein Leben.

Aber am allermeisten liebte ich meine Frau die Kathrin und unsere kleine Tochter Suse.
Und trotzdem kam ein Tag, an dem ich die beiden verlassen musste, meine Heimat verlassen musste, um in einen sinnlosen Krieg zu ziehen und wegen etwas zu kämpfen, dass für irgendjemand anderen sicherlich von außerordentlicher Wichtigkeit war. Für mich war dieser Krieg nicht wichtig, trotzdem verlor ich damals mein Leben.

Ich erinnere mich nicht mehr an die Schmerzen, die furchtbar gewesen sein müssen. Ich erinnere mich vor allem an dieses Gefühl von Wut, weil ich viel zu früh meinen Lieben entrissen wurde. Und ich erinnere mich daran, dass ich enttäuscht war und genervt und fast entmutigt. Schon wieder von vorn. Schon wieder von vorn.