13. Juli – Franks Glückshut

Frank hatte einen Hut, der ihm Glück brachte, sein ganz besonderer Glückshut. Immer wenn er ihn aufhatte, gelangen ihm die unmöglichsten Dinge. Wenn er ihn abnahm, war es damit vorbei, dann war er wieder genauso von Pech verfolgt wie sonst auch.

Also hatte sich Frank angewöhnt, immer und überall seinen Hut aufzubehalten, sogar im Schlaf. Schließlich wollte er auch glückliche Träume haben. Aber ab und zu musste er natürlich mal duschen oder er wollte mal ins Kino, da störte so ein Hut selbstverständlich. Nur was sollte er machen?

Also ging er nicht mehr ins Kino und badete lieber, anstatt zu duschen. Beim Haarewaschen nahm er nur ganz kurz den Hut ab und im Liegen konnte er weder ausrutschen noch das Wasser eiskalt werden – alles Dinge, die ihm in der Dusche ohne Hut ständig widerfahren waren. Seine Freundin fand das natürlich überhaupt nicht lustig, und als Frank sich weigerte, den Hut endlich abzunehmen, zog seine Freundin aus.

Aber das war ein großes Glück. Denn so konnte Frank jemand anderen kennenlernen und diese Frau fand ihn ja gerade richtig toll mit Hut. Dem Hut verdankte Frank einen besseren Job, eine größere Wohnung und ein glücklichers Leben. Irgendwann aber war der Hut ziemlich alt und zerschlissen. Er sah schon ziemlich schäbig auf Franks Kopf aus. Der war zwar auch nicht mehr der jüngste, aber der schäbige Hut fiel doch langsam unangenehm auf.

Da hatte Frank ein großes Problem. Er konnte sich doch nicht von seinem Glück trennen! Wie sollte er denn wieder mit dem alltäglichen Pech und Ärger klarkommen? Er hatte keine Lust auf rote Ampeln, einen schlechten Platz im Restaurant, überteuerte Urlaubsreisen, eine nörgelnde Ehefrau, sitzenbleibende Kinder, langjährige Arbeitslosigkeit, reißende Schnürsenkel, kaputte Autoreifen, schleichende Krankheit oder herabfallende Dachziegel. Und das waren die Unglücksfälle, an die er sich noch dunkel erinnern konnte, was war mit all dem Pech, das ihn unvorbereitet treffen würde? Nein, nein. Der Hut musste einfach bleiben.

Schließlich fand Frank einen Spezialisten für die Aufarbeitung und Imprägnierung alter Hüte. Nach langem Bitten kam er zu Frank ins Haus und rettete seinen Hut. Er musste ihn dafür nur ganz kurz für fünf Minuten vom Kopf nehmen. Aber das reichte dann schon, dass ihn eine Wespe ins Augenlid stach. Sobald Frank den Hut wieder aufhatte, schwoll sein Augenlid wieder ab und alles war in bester Ordnung. Irgendwann waren Franks Kinder groß und er selbst war unter seinem Glückshut langsam alt geworden.

Seine Enkel besuchten ihn und kannten ihn nur als Opa mit dem Glückshut. Besonders gerne saßen sie auf seinem Knie und ließen sich die phantastischen Geschichten seines immerwährenden Glückes erzählen.

„Opa, hast du immer grüne Ampeln“, krähten sie dann ungläubig, „und immer genug Eis, soviel du nur essen willst?“

Und Frank nickte nur. Und dann eines Morgens wachte Frank nicht mehr auf, der Hut war ihm im Schlaf vom Kopf gekullert und lag neben dem Bett auf dem Fußboden.

Seine Frau setzte ihm den Hut wieder auf, als sie Frank leblos fand. Aber das brachte ihn nicht mehr zurück. Vielleicht war auch das ein Glück.