4. September – Im Schwitzkasten umklammert

Manchmal, wenn ich mit mir selbst ringe, michgerade im Schwitzkasten umklammert halte und mir genüsslich die Nase umdrehen will, da frage ich mich plötzlich: „Gehöre ich eigentlich noch zu den Guten? Kämpfe ich hier eigentlich auf der richtigen Seite?“

Dieser Gedanke überrascht mich dann derartig, dass ich mich loslassen muss. Dann sitze ich schwitzend und außer Atem neben mir, schaue zu, wie ich mir die schmerzende Nase reibe. Das tut nämlich verdammt weh, die Nase umzudrehen.

Und dann blicke ich mich so von der Seite an und überlege, ob ich denn wirklich noch Sir Galahad bin, Ritter der Armen und Entrechteten, oder ob ich inzwischen schon zu China mutiert bin, das Tibet die Sehnsucht nach Freiheit und Autonomie im Klammergriff auszutreiben sucht.

Dann frage ich mich selbst so neben mir sitzend: „Kämpfen wir eigentlich für eine gute Sache?“ Und die andere sagt wie aus der Pistole geschossen: „Na klar, ich schon!“

„Und warum kämpfen wir dann nicht zusammen sondern gegeneinander?“
Da schaut mich die andere ganz entgeistert an und tippt sich mit dem Zeigefinger an die Stirn.

„Ja“, sage ich dann, „ich war nur einen Moment unsicher. Aber jetzt weiß ich wieder, dass ich im Recht bin.“

„Nein, ich!“, brüllt da die andere und schon haben wir uns wieder in der Wolle.
Das Blöde daran ist nur, dass ich immer noch nicht weiß, welche von uns beiden nun wirklich Recht hat.

Weißt du es?