19. Februar – Ode an die Weisheit

Mutter der Weisheit trage mich auf deinen Schwingen.

Mutter der Weisheit macht mich lachen und weinen im selben Augenblick.

Oh du unendliches Mitgefühl allein mit der Kreatur dort vor meinen Füssen, kannst schon unerträglich tief gehen bis in die Wurzel.

Und dann: Unendlich viele Wesen sind dort um mich herum. Mitgefühl mit ihnen allen empfinden zu können, ohne darin geübt zu sein, hat meine Mutter verrückt werden lassen. Und mich die Unempfindlichkeit üben gelehrt. Nun läuft der Prozess rückwärts.

Mutter der Weisheit trage mich auf deinen Schwingen.

Denken wird zum Leitstrahl, zum Rettungsanker, zum Drahtseilakt. Rechts und links drohen die tiefen Abgründe des Unerklärlichen, des Undenkbaren, des fühlbaren, erfahrbaren Urwissens. Es gibt keinen Beweis. Es gibt nichts, was kalte Techniker überzeugen könnte von der Schönheit einer Ackerwinde, eines Wassertropfens am Grashalm. Und fühlt er es doch, krallt er sich an seinen Balancierstab.

„Ich bin nüchterner Denker“.

Wie feige, wie langweilig, wenn Löffel sich niemals verbiegen und Tote nur im Grab liegen anstatt uns in ihren Träumen zu besuchen.

Die Ritze in der Ritze in der Ritze.

Ein Netz besteht aus lauter Löchern. Was ist wichtiger – das Loch oder das Garn, das es umrahmt?

Was ist mein Leben mehr als ein Atemzug in der Unendlichkeit, ein Hier und Jetzt von vielen anderen möglichen und tatsächlichen Hier und Jetzt.

Mutter der Weisheit trage mich auf deinen Schwingen. Weit fort ins Hier und Jetzt.