29. Januar – Die Rettung der Welt

Die Welt kratzte sich ein bisschen am Bauch. Es juckte da so doll. Das waren doch bestimmt wieder diese Menschen. Langsam entwickelten die sich zur Plage. Am Anfang hatte die Welt es ja ganz lustig gefunden, dieses ganze Gewimmel.

Und sie fand es auch faszinierend, was sich diese kleinen Leutchen alles einfallen ließen. Nur manchmal wurde es ihr doch ein bisschen zu bunt. War es denn nötig, unbedingt so viele Bäume abzuschlagen, dann wurde ihre Haut ganz trocken und spröde.

Dann diese merkwürdigen Abfälle in großen Fässern, die strahlten bis in alle Ewigkeit und wurden einfach irgendwo ganz tief unter der Erde verbuddelt. Als würde die Welt dann nichts merken. Ein bisschen dumm waren diese Menschen schon. Und dann immer wieder dieser Ölfilm auf dem Meer, der eklige Smog und diese albernen Hochhäuser.

Eine Weile würde sie sich das noch mit angucken. Irgendwann würden Menschen sowieso aus der Mode kommen und, bis dahin war es ja vielleicht doch ganz interessant. Danach würde sich die Welt einfach eine andere Spezies zulegen. Die Welt konnte schon ganz gut auf sich selbst aufpassen. Schließlich war sie alt genug.

5. Juli – Ein kleiner Tierfreund

Es war einmal ein kleiner Tierfreund, der brachte jeden Tag irgendein verirrtes oder verletztes Tier mit nach Hause. Einmal war es ein Hund, dann ein Kaninchen, dann eine Brieftaube, manchmal auch nur eine arme Spinne, der ihr Netz zerrissen war oder ein Eichhörnchen, das sich den Knöchel verstaucht hatte.

Die Eltern des Jungen waren verzweifelt. Sie konnten ihm das einfach nicht austreiben. Sie hatten alles versucht. Sie hatten ihm verboten Tiere mitzubringen. Der Junge hatte es ignoriert. Sie hatte ihn angefleht. Aber der Junge hatte auf das Leid der Tiere hingewiesen. Das sei doch weitaus größer als das ihre.

Schließlich versuchten die Eltern, die Tiere heimlich fortzuschaffen, aber es nützte nichts, der Junge brachte sie am nächsten Tag einfach wieder mit oder sie kamen von selbst wieder. Es wäre ja vielleicht noch gegangen, wenn der Junge die Tiere nur in seinem Zimmer gehalten hätte.

Aber sie sprangen in der ganzen Wohnung herum. Die mitgebrachten Spinnen webten riesige Spinnennetze, erst in den Zimmerecken, dann aber auch über den Tür- und Fensteröffnungen. Und natürlich durfte niemand die Netze zerstören. Das hätte ja die Spinnen traurig gemacht. Die Hunde wohnten im Parterre, die Katzen unter dem Dach dort konnten sie über einen Ast, der fast bis zum Dachfenster reichte, ein und aus gehen wie sie wollten.

Die Eichhörnchen, Mäuse und sonstigen Kleintiere wohnten im ersten Stock. Im Keller tummelten sich noch zahlreiche andere Tiere. Für die Vögel hatte der Junge im Garten Volieren gebaut. Natürlich konnten sie von dort ausfliegen, wie sie lustig waren. Denn er zwang kein einziges Tier bei ihm zu bleiben, sie blieben alle freiwillig und lebten sogar einigermaßen einträchtig untereinander, nur um dem Jungen einen Gefallen zu tun.

Nur die Eltern, die hielten es irgendwann nicht mehr aus und suchten sich eine Wohnung weit, weit fort von dieser Menagerie. Und wenn sie nicht gestorben sind, ärgern sie sich heute noch.