26. Februar – Was fühlt ein Grashalm, während er wächst?

Was fühlt ein Grashalm, während er wächst?

Kinderfragen, mit großen Augen und ernstem Blick hervorgebracht.

Was kann ich antworten außer Lügen?

Ich kenne keine Untersuchung über die Gefühlswelt von Grashalmen. Von Pflanzen anderer Art vielleicht, da habe ich mal etwas gelesen. Aber Grashalme?

Das sind die Halme, die auf der Streublumenwiese wachsen, fast unverwüstlich. Nur die Schafe besiegen die Grashalme beinahe. Aber eben nur beinahe, die wachsen dann ja wieder, auch wenn sie bis zu den Wurzeln abgenagt und niedergetrampelt wurden.

Vielleicht fühlen sich die Grashalme befreit, wenn sie oben abgenagt werden. Umso leichter schieben sich dann die neuen Halme gegen Himmel.

Aber vielleicht tut es ihnen auch weh und sie wachsen dann voller Wehmut und Trauer im Gedenken an ihre Vorauswachser. Grashalme fühlen sich vielleicht einfach wohl, während sie wachsen. Dazu sind sie schließlich da: zum Wachsen und Gedeihen.

Vielleicht erfreuen sie sich an den Sonnenstrahlen, die ihnen Energie verheißen, und an den Tautropfen, die ihnen Feuchtigkeit spenden.

Aber vielleicht haben Grashalme auch Wachstumsschmerzen oder sie langweilen sich fürchterlich.

Schließlich ist das jeden Tag das gleiche. Merkt so ein Grashalm überhaupt, dass Zeit vergeht? Und was bedeutet das dann für einen Grashalm?

Als Kind willst du noch in die Haut eines jeden Lebewesens schlüpfen, sie von innen betasten und beriechen, merken wie es sich anfühlt irgendetwas zu sein.

Später dann kommst du kaum aus deiner Pelle und vermagst kaum zu verstehen, was deinen Nachbarn dazu bewegen könnte, zu tun, was er tut, zu sein, was er ist.

Dann plötzlich diese großen Augen und die ernsten Fragen. Reißen eine kleine Lücke in Dein fest gefügtes Weltbild. Ja, da war doch noch so viel, was zum Staunen Anlass gibt.