26. Januar – Zahra im Bilde

Die Tischszene war fast fertig. Nur noch wenige Pinselstriche. Zahra trat einen Schritt zurück und betrachtete ihr Werk. Das Gemälde zeigte eine traute Runde von Frauen an einem Kneipentisch, im Hintergrund räumte die Wirtin bereits auf und stellte die Stühle hoch.

Alle Lichter waren schon gelöscht, nur über dem Tisch der Frauen verbreitete eine Lampe heimeliges Licht. Die Gesichter wurden sanft mit einem rosa Schein überglänzt. An der linken Seite steckten zwei Frauen die Köpfe zusammen und erzählten sich etwas Vertrauliches, auf der rechten Seite wurde gelacht.

Die Frau in der Mitte des Bildes trug ein rosafarbenes Tutu und hatte ihren Federkopfschmuck auf den Tisch geworfen. Ihr Mund war geöffnet, als erzähle sie gerade eine fantastische Geschichte, über die die anderen lachten. Die Gläser waren halb geleert. Aber etwas fehlte.

Zahra überlegte, was es wohl sein könnte. Sie hatte die Szene fast lebensecht eingefangen. Die Frauen auf dem Bild könnten ihr jeden Augenblick zuprosten. Und dann merkte sie, was fehlte. Sie machte einen Schritt und setzte sich auf den freien Stuhl im Vordergrund.

„Da bist du ja endlich!“, rief die Frau im Tutu und hob ihr Glas.