21. Juni – Knapp vorbei ist auch nah dran

Benni hasste Ballspiele jeglicher Art. Ob die nun mit großen Bällen wie Fußball, Basketball oder Volleyball gespielt wurden oder mit kleinen und kleinsten wie Tennis und Tischtennis. Er hatte einfach keine Chance. Aus irgendeinem dummen Grund war seine Koordination so unterentwickelt, dass er eben immer nur fast traf aber niemals richtig, weder das Tor, noch in den Korb, geschweige denn über das Netz. Schläger waren noch schlimmer. Wenn er mit dem Schläger überhaupt den Ball traf, dann flog der bestimmt nicht dahin, wo er sollte, sondern irgendwo hinter Benni oder aufs Garagendach.

Das löste bei seinen Eltern unterschiedliche Verhaltensmuster aus. Seine Mutter beugte sich tröstend über ihn und sagte: „Knapp vorbei ist auch nah dran. Das ist doch schon ganz gut. Das nächste Mal klappt’s bestimmt!“

Sein Vater aber sah sich in der Pflicht, dem ungeschickten Sohn endlich beizubringen, wie das richtig ging. Also pflasterte er den Rasen hinter dem Haus mit Fußballtor, Basketballkorb und einem Volleyballnetz. Das konnte man niedrig hängen und wenigsten Softball spielen, wenn es auch für echtes Tennis nicht reichte. Auch für Tischtennis hatte der Papa gesorgt, die Platte stand im Keller. So konnte Benni noch nicht einmal bei schlechtem Wetter auf eine Pause hoffen.

Obwohl sich keinerlei Besserung in Bennis Spiel einstellte, weigerte sich Bennis Vater, aufzugeben. Jeden Abend und jedes Wochenende nötigte er den immer bockiger werdenden Benni auf den Rasen. Schließlich brüllte Benni nur noch: „Ich will nicht, ich will nicht!“ Der Ball konnte ihm ruhig gegen den Kopf oder den Körper prallen, dann ließ er sich einfach fallen und betrachtete die Wolken. Bis sein Vater zu ihm kam und die Sicht verdeckte. „Ich will nicht!“, sagte Benni.

Also ließ Bennis Vater die Schultern hängen, trottete ins Haus und murmelte: „Dann eben morgen. Wäre doch gelacht.“ Aber aus morgen wurde übermorgen und überübermorgen. Benni machte einfach nicht mehr mit. Und sein Vater musste sich geschlagen geben. Er war noch nicht einmal mehr fähig das Tor, den Korb und das Volleyballnetz abzubauen, so enttäuscht war er.

Als Benni Geburtstag feierte, lud er seine Klassenkameraden ein. Die fanden das richtig toll in Bennis Garten. Vor allem konnte man prima Fußball spielen, wenn das blöde Volleyballnetz beiseite geräumt war. Also kickten die Jungs ein bisschen. Benni baten sie, sich ins Tor zu stellen. Den ganzen Tag gelang es seinen Klassenkameraden nicht, auch nur einen einzigen Ball ins Tor zu bekommen. Benni hielt den Kasten sauber.

Als am Abend sein Vater von der Arbeit nach Hause kam, traute er seinen Augen kaum. Benni spielte Fußball! Freiwillig! Und machte es auch noch gut! Da kam seine Frau zu ihm, legte tröstend ihren Arm um seine Schulter und sagte: „Knapp vorbei ist auch nah dran. Hab’ ich doch gleich gesagt, dass es das nächste Mal klappt.“