Johann war so müde. Warum musste er denn immer noch laufen, immer noch auf dem Weg entlangtrotten. Seine Füße schmerzten so sehr. Bei jedem Schritt fühlte er einen Stich in der Fußsohle. Die rechte Ferse brannte. Und in seinem linken kleinen Zeh hatte er einen Krampf.
Ein bisschen schwankte er beim Dahintrotten. Nur der Glaube, dass er bald ankommen müsse, hielt ihn aufrecht.
Er hob seinen Blick, der die ganze Zeit über auf den staubigen Weg gerichtet gewesen war.
Lichtpunkte tanzten vor seinen Augen. Er brauchte eine Weile, um das Haus dort vorn im gleißenden Sonnenlicht zu erkennen. Aber es war noch dort und es war tatsächlich ein kleines Stückchen näher gerückt. Aber doch viel weniger, als er erhofft und erwartet hatte.
Warum sich nicht einfach hinwerfen und nicht mehr aufstehen. Es hatte sowieso keinen Sinn. Was wollte er dort? Keiner hatte ihn eingeladen. Am Ende schlugen sie ihm die Tür vor der Nase zu. Und dann? Der ganze weite und anstrengende Weg wäre dann umsonst gewesen.
Natürlich. Das wäre er auch, wenn er sich einfach hier an den Wegesrand legte und aufgab.
Also raffte sich Johann auf und ging weiter.
Ein Schritt und noch ein Schritt. Rechts, links, rechts, links.
Das Haus war immer noch soweit entfernt. Vielleicht sollte er nur eine kleine Pause einlegen. Ganz kurz sich setzen. Nur kurz die Schuhe ausziehen. Vielleicht würde dann das Stechen in der Fußsohle und der Krampf im linken Zeh aufhören.
Johann war sich nur nicht sicher, ob er dann jemals wieder hochkäme.
Wie war er nur auf diese dumme Idee verfallen? Alle anderen blieben schön zu Hause, wie es sich gehörte, gingen ihrer Arbeit nach, kümmerten sich um ihre Familien, wurden irgendwann alt und starben.
Aber er, er musste ja unbedingt von diesem Haus träumen. Er musste ja unbedingt dorthin gelangen wollen. Warum eigentlich? Das hatte er vergessen.
Er wusste nur noch, dass er Schmerzen hatte, dass er müde war, dass er am liebsten einfach aufgeben würde.
Aber nein. Wieder hob er den Blick. Dort leuchtete es am Horizont. Weiß und strahlend. Ein bisschen sah es aus, als würde es ihm zuzwinkern.
„Na komm schon, ich warte auf Dich!“
Also straffte Johann die Schultern und ging weiter auf sein ungewisses Ziel zu.