„Regen bringt Segen“, hat meine Mutter immer gesagt. Die dachte nicht daran, ob es schönes Schwimmbadwetter gibt, sondern die überlegte, ob ihre Blumen im Garten schön aufgehen, ob der Holunderbusch, die Brombeeren und der Rhabarber genug Feuchtigkeit bekommen.
Da war ihr das Regenwetter lieb. Das befreite sie vom morgendlichen Gießen. Früher da gab es einen Witz, an den kann ich mich noch erinnern. Es ist Mai und Regen fällt, Klein-Fritzchen rennt raus und lässt sich nassregnen. Warum machst Du das Fritzchen? Es heißt doch, im Mairegen wächst’s besonders gut, ich will doch noch wachsen.
Ich sehe schon die Mundwinkel müde zucken. Keine Ahnung, ob dieser Gag jemals gut angekommen ist. Ich selbst fand ihn ja irgendwie ganz nett als Kind. Vor allem weil ich die Idee so lustig fand, mich nassregnen zu lassen.
Kein Brüller. Natürlich nicht. Und die Witze und Sprüche von heute? Welche Halbwertszeit haben die? Wer versteht überhaupt deren Sinn? Die Jugendsprache meiner Zeit verstehen heute nur noch Sozialarbeiter um die Vierzig. Und die Jugendsprache der heutigen Zeit? Ich meine, gibt es die überhaupt? Gab es die damals? Jemals? Gab es wirklich Menschen, die mal knorke oder dufte sagten, wenn sie super, geil, cool, echt voll krass oder fett meinten? Weiß das einer da draußen? Ernstgemeinte Zuschriften nehme ich gerne entgegen!
Ja, ja, schon meine Mutter hatte den Spruch abgewandelt. Es heißt natürlich „Sich regen, bringt Segen“, eine andere Fassung von „Beweg dich mal du fauler Hund, damit du was wirst“ oder „Arsch hoch, sonst wird das nix mit Superstar“.