17. März – Die Stimme

Als Mia größer wurde, blieb die Stimme ihre gefürchtetste Waffe. Als sie in den Kindergarten kam und eines der Kinder trat nach einem anderen oder nahm ihm ein Spielzeug fort, dann heulte Mia wie eine Sirene.

Später, als Mia älter wurde, sagte sie dem anderen Kind zuerst, es solle sich entschuldigen oder das Spielzeug zurückgeben. Aber wenn das Kind nicht hörte, dann setzte Mia Ihren gefürchteten Sirenenheulton ein.

Die Erzieherinnen sprachen mit Mias Eltern.

Mia sollte mit dem Heulen aufhören. Aber Mia dachte nicht daran.

Sie sagte: „Wenn keiner etwas Ungerechtes und Gemeines tut, dann heule ich auch nicht.“
Und das stimmte ja auch.

Eines Tages gab es eine staatlich verordnete Prüfung, um zu testen, wie klug die Kinder im Kindergarten waren, welche Sprachkompetenz sie besaßen. Es sollte festgestellt werden, ob sie eine besondere Förderung benötigten. Den Kindern wurden dabei lauter dumme Fragen gestellt.

Mia hörte eine Weile zu. Zuerst verschränkte sie die Arme vor der Brust. Dann kniff sie böse die Augen zusammen und presste die Lippen aufeinander. Schließlich warnte sie den Prüfer.

„Ich habe Dir jetzt eine ganze Zeit zugehört. Du stellst gemeine und dumme Fragen. Wenn Du nicht damit aufhörst, wirst Du es bereuen.“

Der Prüfer schaute Mia einen Augenblick verblüfft an. Schüttelte dann irritiert lächelnd den Kopf. Eine Erzieherin hatte schon den Mund geöffnet.

Aber der Prüfer hatte sich wieder an Fabian gewandt: „Beantworte bitte meine Frage!“
Da begann Mia zu heulen.

Die Erzieherin zog sie aus dem Raum und brachte sie in den Keller.

Aber es nützte nichts. Mia heulte so laut, dass der Prüfer sein eigenes Wort nicht mehr verstehen konnte. Er musste die Prüfung abbrechen.

Sobald der Prüfer das Haus verlassen hatte, hörte Mia auf zu heulen.

Der Prüfer traute sich niemals wieder in Mias Kindergarten.