25. Mai – Sabine erzählt vom neuen Eheglück

Klosteratelier Ruth Schilling präsentiert stolz den letzten Teil des Mini-Brief-Romans um Sabine, Stella und diverse Herren. In der letzten Nachricht: Sabine erzählt vom neuen Eheglück. Viel Vergnügen beim Lesen!

Liebe Stella!

Nun habe ich treulose Tomate wieder solange Nichts von mir hören lassen. Vielen Dank noch einmal für die herrliche Zeit bei dir in Italien. Wie du von unserem letzten Telefonat weißt, ist Dieter nun reumütig zu mir zurückgekehrt.

Und er will sogar etwas für seine Fitness tun. Er hat es mir versprochen. Am Anfang war das wirklich herrlich. Wir haben uns ausgesprochen. Und sogar der Sex war erstklassig, als wären wir frisch verliebt. Wir haben wieder viel zusammen unternommen.

Aber seit ein paar Wochen muss Dieter ziemlich viel arbeiten und so langsam schleicht sich der alte Trott wieder ein

Na ja, aber es war wahrscheinlich doch die richtige Entscheidung mit Dieter zusammen zu bleiben

Zwanzig Ehejahre wirft man nicht einfach auf den Müll.
Ich habe aber trotzdem beschlossen mal wieder etwas Neues auszuprobieren

Nicht was du denkst. Ich habe mich für Pilates angemeldet. Solltest du auch mal versuchen

Alles Liebe Sabine

_________der letzte Teil eines Mini-Brief/E-Mail-Romans_________

23. Mai – Stella verordnet Sabine eine Pause

Liebe Sabine!

Nimm es gelassen. Dein Dieter scheint ja eher zu der Genießen und Schweigen-Fraktion zu gehören. Hättest du den Qigong-Lehrer nicht verführt, wärst du ihm wohl niemals drauf gekommen.

Du solltest dich lieber freuen, dass du es auf diese Weise erfahren hast. Im Angesicht der eigenen Verfehlungen trifft es dich sicher weniger hart. Und Spaß hattest du doch auch!
Na ja, ich war von vorneherein der Ansicht, dass so ein junger Kerl nichts für die Ewigkeit ist. Und diese Silke wird das auch nicht sein.

Mein Rat an dich – und halte dich dieses Mal besser daran – sei ausgesprochen nett zu ihr und lass sie auf das freundlichste Auflaufen, so oft es nur geht.

Das wird dem lieben Dieter schon die Augen öffnen!

Furien mag keiner, wieder Einschmeicheln ist was für schwache Frauchen, also trag es wie eine Lady.

Wenn es wirklich schief geht, denke einfach mal an die schlechten Eigenschaften von deinem Dieter.

Du hast mir doch ausreichend geschildert, wie unerquicklich das Leben mit ihm sein kann. Warum also jetzt so durchdrehen?

Und warum auf den Sommerurlaub verzichten?

Lass den guten Dieter doch einfach mal mit seiner Silke das alltägliche Leben teilen, lass deine Kinder ihr ordentlich auf dem Kopf herumtanzen.

Wenn sie das aushält, hält sie alles aus. Außerdem, wenn deinem Dieter noch etwas an dir liegt, so wird er das am ehesten merken, wenn du fort bist und dich entschlossen amüsierst. Rar machen, rar!

Das kann zwar nach hinten losgehen, aber alles andere funktioniert sowieso nicht. Ich weiß ja, wie du sein kannst, wenn du dich aufregst. Warum soviel Energie verschwenden, wenn du ganz gemütlich in der Sonne liegen kannst, um das gleich zu erreichen. Also, eine Absage wird nicht akzeptiert, ich schicke dir das Flugticket mit der Post.

Herzlich Deine Stella

22. Mai – Sabine hält Stella für eine Hellseherin

Liebe Stella!

Du musst seherische Fähigkeiten haben! Tatsächlich, der liebe Dieter hat eine Silke, schon seit acht Monaten. Ist das zu fassen? Vor allem, was die an ihm findet?

Ich habe ihn geheiratet als er noch, wie ein Adonis aussah. Aber schau ihn doch mal jetzt an!
Wahrscheinlich hat diese Silke einen Vaterkomplex. Sie ist erst 27!

Ja, ja, Du denkst jetzt bestimmt, als ob dieses eine Jahr Altersunterschied etwas ausmachte. Nun gut. Aber dann bedenke bitte, dass Dieter fünf Jahre älter ist als ich. Das sind dann also 6 Jahre mehr, die ihn von seiner Silke trennen.

Zu allem Überfluss ist Mark nun beleidigt, weil ich so eifersüchtig auf Dieter sei, sagt er.
Aber das ist doch nur natürlich!

Den jungen Leuten von heute fehlt da anscheinend die Erfahrung.

Er fährt jetzt erst einmal zwei Wochen nach Nepal, um auf irgendwelche Berge zu kraxeln.
Schön, schön, soll er sich ruhig den Hals brechen, während ich hier allein mit den Problemen dasitze.

Jennifer heult die ganze Zeit, weil sie so gerne gehabt hätte, dass Mark bei uns einzieht, sagt sie. Das macht mir noch weniger Lust, ihn zu behalten. Ich sehe das schon kommen: Die Kinder ziehen zu Dieter und seiner Silke, Mark macht sich aus dem Staub wegen seiner Berge und ich stehe dann ganz allein da. Ohne Familie, ohne Liebhaber und ohne Qigong-Kurs.

Ich glaube nicht, dass ich im Sommer wegfahren kann. Keine Minute kann ich dieses Flittchen aus den Augen lassen. Irgendetwas wird mir schon einfallen, um Dieter wieder auf den Pfad zur Tugend zu führen.

Wild entschlossen Deine Sabine

21. Mai – Stella hört die Flöhe husten und warnt Sabine

Liebe Sabine!

Ich möchte ja nicht sagen, hättest du mal auf mich gehört. Aber recht geschähe es dir. Nur eines sage ich dir, mir kommt das spanisch vor, dass dein Dieter so zahm ist. Da stimmt doch etwas nicht.

Bist du sicher, dass er nicht schon längst eine Freundin hat?

Das wäre in meinen Augen die einzig sinnvolle Erklärung. Es kommt ihm gelegen. Wenn nicht wegen einer Geliebten, dann aus anderen Gründen.

Aber vielleicht haben wir alle deinen Dieter auch unterschätzt und es ist ein Heiliger an ihm verloren gegangen.

Nun ja, ich glaub es ja auch nicht.

Komm auf jeden Fall mit nach Sardinien, das wird dir guttun. Es gibt auch massenweise schöne Männer, die dort am Strand rumspazieren und reich aussehenden Touristinnen den Hof machen. Das wird dich ablenken.

Wenn es nicht so profan sein soll, es gibt auch eine Menge Kultur zu begucken oder belege einen Bildhauerkurs. Die Leitung hat da allerdings eine Frau. Aber das ist vielleicht ganz gut so. Du musst nicht jeden Kursleiter anhimmeln. Also meine Liebe, mir pressiert’s.

Halte mich auf dem Laufenden und die Ohren steif.

Herzlich Deine Stella

20. Mai – Stella erkennt, Sabine macht mal wieder, was sie will und nicht soll

Liebe Stella,

vielen Dank für deine Nachricht. Leider kam sie zu spät. Es stimmt, dein Vorschlag hatte viel Schönes, aber du weißt, wie sehr ich Heimlichkeiten hasse. Nun ist es also passiert. Ich habe Dieter alles gebeichtet.

Und du wirst es nicht glauben, ich bin aus allen Wolken gefallen.

Anstatt – wie ich erwartet hatte – wutschnaubend nach der Adresse von diesem Mark zu fragen, um ihn zu verprügeln, war er völlig lammfromm. Sagte tatsächlich, er wäre ja auch seit längerem mit der Gesamtsituation unzufrieden. Und wenn ich mich trennen wolle, hätte er nichts dagegen. Der Qigong-Lehrer könne auch ruhig hier einziehen, er nähme dann die Einliegerwohnung. Das wäre sicherlich das Beste für die Kinder.

Hast du sowas schonmal gehört?

Ist der Mann verrückt geworden, sind ihm die Eier abgefallen?

Stella, entschuldigen diesen Ausdruck, aber mir fehlten wirklich die Worte.

Kein bisschen Kampf von seiner Seite, lässt mich einfach ziehen. Dann sagt er noch, er schaue sich dann auch nach etwas Frischem um.

Das ist ja wohl die Höhe. Als sei ich nicht mehr frisch.

Dieser alte Esel, kaum noch ein Haar auf dem Kopf, seit Jahren nur noch Bierstemmen trainiert und dann sowas!

Ich war dann so sauer, dass ich Mark für das nächste Wochenende zum Probewohnen eingeladen habe. Die Kinder sollten ihn ja auch kennenlernen.

Und liebe Stella, du hattest völlig Recht. Hätte ich nur geschwiegen und genossen.
Jetzt habe ich den Salat.

Jennifer himmelt Mark an. Nun ja, sie ist ja auch nur 12 Jahre jünger als er, da kann das schonmal vorkommen. Zum Glück steht Mark nicht auf so junges Gemüse. Sagt er jedenfalls.

Und sogar Tom kann Mark prima leiden. Sie haben sich mindesten für 4 Stunden in sein Zimmer verzogen, um irgendein Computerspiel zu zocken.

Also ehrlich, ich wollte nicht drei Kinder haben.

Jetzt bin ich mit der Gesamtsituation unzufrieden.

Und wenn der Sex nicht so sensationell wäre, dann hätte ich diesen Mark wohl längst rausgeworfen.

Dieter ist immer noch ganz zahm. Das muss doch ein Trick sein.

Bitte Gott gib, dass mein Mann nicht ein solcher Schlappschwanz ist!

Du siehst, ich habe mich ordentlich in die Sch… geritten. Vielleicht nehme ich dein Angebot an und lasse mir die Sonne in Sardinien auf den Pelz brennen.

Ein bisschen Abstand tut sicherlich gut.

Schön zu hören, dass bei dir alles beim Alten ist. Wir können dann ja in Ruhe quatschen, wenn wir uns im Sommer persönlich treffen.

Liebe Grüße deine Sabine