Die große und schwere Schatztruhe stand verstaubt auf dem Dachboden des Hauses, das ich gerade besichtigte. Dicke Spinnweben hingen an den Seiten hinab. Sie war einfach vergessen worden. Als ich mich ihr näherte, sah ich, dass sie verblüffend der kleinen Schatztruhe ähnelte, die Marilu vor vielen Jahren auf den Tisch gestellt hatte unsere kreative Schreibrunde auffordernd eine Geschichte über diese Schatztruhe zu schreiben.
Da ich nun diese Schatztruhe hier fand, nur in Originalgröße, aber sonst fast gleich aussehend, ließ mich erkennen, dass dies endlich das richtige Haus war – mein Herrinnenhaus, das ich solange gesucht hatte. Ich versuchte nicht diese Truhe, verstaubt und lange vergessen, zu öffnen. Ich strich nur sanft über ihre Oberseite und wischte den Schmutz von den großen, geschliffenen Glassteinen, die ihren Deckel schmückten.
Irgendwann einmal, das wusste ich, würde ich diese Truhe öffnen. Vielleicht an einem verregneten Nachmittag oder in höchster Not, weil ich Antworten brauche. Und dann wird in dieser Truhe genau das zu finden sein, was mir Heilung bringt, Erkenntnis oder vielleicht ein herzhaftes Lachen in trüben Zeiten. Ich drehte mich zu dem Makler um und sagte: „Wir müssen nicht weiter suchen, das Haus nehme ich!“