21. März – Der wacklige Stuhl

„Wie gut, dass ich kein alter Latschen bin auf dem der Hund herumkauen darf“, dachte der wacklige Stuhl, der in der Ecke stand.

Seit langen Jahren schon wollte keiner mehr auf ihm sitzen. Nur Kleidung wurde über ihn geworfen. Ab und zu ächzte der Stuhl, wenn ein besonders schwerer Mantel auf ihm landete.

Aber meistens fühlte er sich ganz wohl. In seiner Ecke hatte er alles gut im Blick. Er sah die alte Dame aus dem Garten kommen, die schmutzigen Gartenschuhe zog sie immer schon an der Tür aus und stellte sie auf einen alten Putzlumpen. Dann schlüpfte sie in ihre Hausschuhe, zog die Gartenschürze aus und legte sie über die Lehne des Stuhls.

Wenn sie eine Jacke trug, legte sie auch diese dort ab. Meistens war es eine dicke Strickjacke, die vor langer Zeit einmal rosa gewesen war. Irgendwie war ihr in all den Jahren die Farbe abhandengekommen. Nur wenn es besonders kalt und regnerisch war, trug die alte Dame einen dicken, schweren Mantel, der den Stuhl zum Ächzen brachte.

Vor allem deswegen liebte der Stuhl den Frühling und den Sommer. Die alte Dame kam auch viel häufiger bei ihm vorbei in diesen Jahreszeiten.

Sonst stand er manchmal lange Zeit allein da.

Das war hart, besonders wenn der schwere Mantel auf ihm lastete.

Aber sogar dann war er lieber noch ein alter Stuhl, auf dem keiner mehr sitzen wollte. Nicht ganz nutzlos und deshalb noch gelitten, obwohl seine geflochtene Sitzfläche längst durchgebrochen war.

Immerhin wurde er noch nicht zerfleddert und zerkaut. Immerhin.