Eines Abends klopfte Gevatter Tod an die Tür. Eine junge Frau kam und machte ihm auf. Im ersten Moment erschrak sie, aber dann sagte sie: „Tretet ein Gevatter! Ich weiß zwar nicht, ob Ihr aus einem besonderen Grund zu mir gekommen seid oder nur so vorbeischaut, aber ich heiße Euch herzlich willkommen.“
Sie geleitete Gevatter Tod zum Tisch und bewirtete ihn mit süffigem Wein und gutem Essen. Als der Tod eine Weile geschmaust hatte, sah er sich im Haus um. Er sah, dass der Ehemann der Frau im Bett schlief und sie ihn wahrlich liebte. Und da dachte der Tod bei sich: Es wird nicht so viel ausmachen, wenn ich die Frau noch ein Weilchen hier lasse. Und er bedankte sich herzlich für die Bewirtung, stand auf und ging von dannen.
Viele Jahre später klopfte Gevatter Tod wieder an diese Tür und die Frau kam und öffnete ihm. Sie war etwas älter geworden und sah krank aus. Als sie den Tod sah, erschrak sie, fasste sich dann und sagte: „Tretet ein Gevatter! Ich weiß zwar nicht, ob Ihr aus einem besonderen Grund zu mir gekommen seid oder nur so vorbeischaut, aber ich heiße Euch herzlich willkommen.“
Sie geleitete Gevatter Tod zum Tisch und bewirtete ihn mit süffigem Wein und gutem Essen. Als der Tod eine Weile geschmaust hatte, sah er sich im Hause um und er sah den Mann der Frau im Bett liegen und schlafen. Er sah die Kinder der Frau, eines gerade erst geboren, sanft schlummern. Und er sah, dass sie alle wahrlich liebte. Da dachte der Tod bei sich: Es wird nicht so viel ausmachen, wenn ich die Frau noch ein Weilchen hier lasse. Und er bedankte sich herzlich für die Bewirtung, stand auf und ging von dannen.
Viele Jahre später klopfte Gevatter Tod wieder an die Tür dieser Frau. Es dauerte eine ganze Zeit, bis sie öffnete. Die Frau war alt geworden, ihre Haare waren schlohweiß und es fiel ihr schwer zu gehen. Als sie den Tod sah, erschrak sie im ersten Augenblick, aber dann sagte sie: „Tretet ein Gevatter! Ich weiß zwar nicht, ob Ihr aus einem besonderen Grund zu mir gekommen seid oder nur so vorbeischaut, aber ich heiße Euch herzlich willkommen.“
Sie geleitete Gevatter Tod zum Tisch und bewirtete ihn mit süffigem Wein und gutem Essen. Als der Tod eine Weile geschmaust hatte, schaute sich der Gevatter im Hause um. Der Liebste der Frau war längst schon von ihr gegangen, sogar einige ihrer Kinder hatte der Gevatter schon geholt, aber sie hatte zahlreiche Enkel und Urenkel, und der Tod sah, dass die Frau sie alle herzlich liebte.
Dann sah er die Frau an und erkannte, dass sie inzwischen sehr alt und alles beschwerlich geworden war. Also blickte er sie freundlich an und fragte: „Bist Du nun bereit mir zu folgen?“ Und die Frau sah sich lange im Haus um und nahm in ihrem Herzen Abschied von dem langen Leben, das sie geführt hatte.
Schließlich nickte sie, ergriff die Hand des Gevatters und schritt mit ihm in die Nacht hinaus. Aber ihr Körper blieb friedlich in ihrem Bett liegen und ruhte für immer.