Nikolaus hasste seinen Vornamen. Ganz besonders am sechsten Dezember, weil ihn dann jeder fragte: „Hast du mir was mitgebracht?“ oder „Soll ich meine Stiefel ausziehen?“
Das wäre ja ganz lustig, wenn nicht jeder, wirklich jeder jedes Jahr aufs Neue dieselben alten Scherze machen würde. Deshalb hatte sich Nikolaus in diesem Jahr von Ende November bis Mitte Dezember Urlaub genommen.
Eigentlich wollte er den zuhause verbringen, aber als sein Nachbar bereits am ersten Advent lustige Nikolaus-Sprüche über den Zaun warf, beschloss er, seinen Koffer zu packen und abzuhauen. Last minute.
Irgendwohin, wo die Leute kein Weihnachten feierten. Die Dame am Schalter der Fluglinie schien ein wenig überfordert, als er einen Flug in eine Weihnachtsfreie Zone verlangte. Schließlich schlug sie Bali vor.
Der Flug dorthin war lang. Nikolaus konnte im Flugzeug schlecht schlafen. Die Beine taten ihm weh. So richtig herumlaufen durfte er nicht. Aber nach mehr als 14 Stunden und mehreren Zwischenstationen kam er endlich an. Er atmete auf. Hier in Bali, wo der Großteil der Bevölkerung hinduistischen Glaubens war, da musste er doch seine Ruhe haben.
Bei der Kofferausgabe erlebte er dann doch einen Schock. Eine deutsche Touristengruppe wurde von ihrem Reiseleiter mit Nikolausmütze abgeholt. Auch der Duty-free-Shop wies weihnachtliche Dekoration auf. Als er aber dann aus dem Flughafen trat, gleißte die Sonne und weit und breit waren weder Tannenbäume noch Weihnachtsmänner zu sehen.