9. Dezember – Rodrigo

Die Schlachtordnung wurde aufgestellt. Rodrigo fühlt diesen Kitzel in der Magengrube. Vorfreude. Gleich geht es los. Sie werden auf ihren Pferden vorpreschen, rechts und links austeilen, das Fußvolk niedermähen, bis sie auf gleichwertige Gegner treffen. Ein ehrlicher Kampf zwischen Ehrenmännern. Das Stampfen der Rösser, die Hitze der Leiber, das Klirren der Waffen und der Geruch von Blut. Das alles überlagerte bereits Rodrigos Blick auf die wartenden Soldaten.

Angst kannte er nicht. Rodrigo war jung und stark. Ein guter Reiter, ein guter Kämpfer. Kein Grund, sich Sorgen zu machen. Obwohl er oft genug im Kampf getötet hatte, war er selbst doch immer wieder davon gekommen. Manchmal durch Zufall, reines Glück, oft genug durch Können. Als es dann endlich losging, jubelte er. Der warme Wind fuhr ihm in die Kleidung. Sein Degen troff vom Blut. Ohne zu zögern, sprang er ins wildeste Schlachtgetümmel, um einem Freund zu helfen. Ehrensache. Keine große Sache. Denn er war doch unverwundbar. Mit fester Hand teilte er aus. Trieb die Feinde in die Enge.

Da plötzlich. Aus dem Augenwinkel heraus bemerkte er einen Schatten, der kurz die Sonne verdunkelte, bevor er spürte, wie ein Rapier aus seiner Seite herausglitt. Gezogen wurde. Rodrigo wandte den Kopf. Dort stand der, den er nicht kommen sehen hatte. Wilder Blick, eben vom Pferd gesprungen, die Waffen erhoben, um erneut anzugreifen. Aber Rodrigo fiel. Blut schoss in einer hohen Fontäne aus ihm hervor.

„Ich bin unverwundbar“, war sein letzter Gedanke. Der Himmel schien unerträglich blau und die Krähen sammelten sich auf den Bäumen.