12. August – Ein Hosenknopf

Es war einmal ein Hosenknopf, der war abgerissen und seither zu nichts mehr zu gebrauchen. Er sah immer noch gut aus, ganz toll sogar. Ein wunderschön gearbeitetes Emblem prangte auf ihm.

Aber wo er in der Hose gesessen hatte, war jetzt ein großes Loch. Er war nämlich genietet und nicht angenäht worden. Das sollte normalerweise ewig halten, aber in seinem Fall nicht. Er war einfach ritsch ratsch rausgerissen aus der Hose und dabei verloren gegangen.

Nun lag er im Gras und schaute in den Himmel über sich. Dort zogen Wolken entlang, Vögel flogen vorbei, Insekten schwirrten herum. In regelmäßigen Abständen wurde es dunkel, dann wieder hell. Manchmal war die Helligkeit von einem gleißenden, strahlenden Glanz. Dann war der Himmel ganz blau, fast schon durchsichtig, dass der Knopf meinte, er könne hindurchsehen, wenn er sich noch ein bisschen mehr anstrengte.

Dann wieder hingen graue Wolken am Himmel, vom durchsichtigen Blau war nichts mehr zu sehen. Manchmal fielen dann große Tropfen auf den Knopf hinab und plitschten auf sein Emblem. Und manchmal regnete es so stark, dass die Grashalme sich ganz schwer über ihn beugten und kleine Erdkrumen über ihn gespült wurden. Später fielen große, weiße Kristalle aus dem Himmel, die deckten den Knopf ganz zu und er konnte nichts mehr sehen. Er fühlte sich nun ganz beschützt und sicher. Das war fast so schön, wie den Wolken zuzusehen.

Nachdem der Knopf lange, lange Zeit so gelegen hatte, konnte er sich gar nicht mehr daran erinnern, dass er einmal an einer Hose festgenietet war. Er wusste gar nicht mehr, dass sein Gegenstück Knopfloch hieß. Und er konnte sich auch gar nicht mehr vorstellen, wie es sich angefühlt hatte in einer Metalltrommel herumgeschleudert zu werden. Ihm gefiel es sehr gut, wo er jetzt war und es kam ihm fast so vor, als wäre das immer schon so gewesen.