12. Februar – Sieben Leben

Es war einmal eine Frau, die hatte sieben Leben. Das erste Leben führte sie als Kind ihrer Eltern. Die lehrten sie, dass die Welt ein strenger Ort ist, der immer aus Schwarz oder Weiß, aus gut oder böse besteht.

Und da sie nicht wusste, wie sie das Schwarze und Weiße in dieser Welt vereinigen sollte, war diese für sie dornig und steinig und öde und leer. Zur jungen Frau herangereift beschloss sie, sich nun völlig auf eine Seite zu schlagen.

Sie begann ihr zweites Leben und versuchte, alles Schwarze aus ihrem Leben zu verbannen. Aber je mehr sie das Schwarze zu verbannen suchte, umso stärker bedrängte es sie.

Schließlich sah sie ein, dass das nicht der richtige Weg sein konnte, und sie begann ihr drittes Leben. Ihr buntes Leben. In ihrem bunten Leben, da lernte die Frau, dass es soviel Abstufungen von Farben gab, dass sie alle gar nicht auf einmal wahrnehmen konnte. Und das war gut.

In ihrem vierten Leben lernte die Frau die wahre Liebe kennen und schwebte auf Wolke Sieben. Leider machte sie dann einen Fehler und vergaß über den Anderen fast sich selbst und so wurde die Welt langsam grau.

Da begann die Frau ihr fünftes Leben und lernte, dass sie selbst die Malerin ihres Lebens war und mit allen Farben malen durfte, auch mit Schwarz und Weiß und allen Abstufungen und Farben dazwischen, das entschied allein sie. Und da war die Frau das erste Mal frei.

In ihrem sechsten Leben wurde die Frau eine Meisterin und viele Schüler fanden sich ein, um von ihr zu lernen. Und die Frau lernte selbst die Demut, die dazu gehört eine Lehrerin zu sein.

In ihrem siebten Leben ließ die Frau allen Zorn fahren und alles Wollen und auch alles Geben. Sie war einfach und genoss zu sein.