14. Februar – Zum Geier

Geier sind unendlich geduldige Vögel. Sie warten manchmal sehr lange darauf, dass ihnen ein Mahl bereitet wird. Lange kreisen sie in der Luft, ganz hoch oben und spähen, wo ein Raubtier seine Beute gerissen und halbverspeist liegen gelassen hat, wo ein Tier verdurstet oder durch einen Unfall oder Krankheit gestorben ist.

Dann stoßen sie hinab und beginnen ihr Festmahl. Dabei sind Geier eher gesellig und teilen mit ihren Artgenossen, mit Krähen und auch Wölfen oder Hyänen. Natürlich gibt es dabei Streit und Neid und Versuche, die anderen zu verdrängen. Vor allem wenn das Aas nur klein ist.

Geier brauchen eine Menge Platz, deshalb leben sie dort, wo Wüste oder Steppe ist oder in ausgedehnten Berglandschaften. Ihre größten Feinde sind die Menschen mit ihrer Ungeduld. Denn die können einfach nicht darauf warten, dass die Geier das Aas von den Weiden holen. Stattdessen werden Tierkadaver wie hier in Deutschland fachgerecht entsorgt. Ich möchte lieber nicht wissen, was das bedeutet. Vom Geier gefressen werden ist sicherlich angenehmer.

Jedenfalls sterben die europäischen Geier langsam aus oder suchen Asyl in Afrika. Natürlich ist es für die imposanten und auffälligen Vögel mit dem kahl erscheinenden Kopf und dem Federkragen schwer durch die Kontrollen zu kommen und die Einwanderungstests zu bestehen. Trotzdem strömen die Geier in Scharen zum schwarzen Kontinent. Es gibt doch nichts Großartigeres, als mit tausend anderen Geiern gemeinsam an einem Elefanten zu nagen.

Der Wahlspruch der Geier ist übrigens „Serengeti soll sterben“. Aber die meinen das gar nicht so bösartig, wie es klingt. Die Geier warten eben nur auf das natürliche Ende allen Seins und kümmern sich darum, dass alles wieder in den Kreislauf des Lebens überführt wird, zunächst erhalten sie mal ihr eigenes. Darin ähneln sie den Maden. Geier sehen nur besser aus.