Eine tapfere Frau hat mir erzählt, dass sie zwei Kinder habe, eine große Tochter und einen Sohn. Der Sohn habe sich im Alter von 19 Jahren das Leben genommen, das sei inzwischen fast 6 Jahre her. Ihre Tochter habe schon Kinder. Sie selbst sei also bereits Großmutter.
Aber es sei ihr doch schwergefallen, nicht einfach aus dem Fenster zu springen, als Anfang des Jahres ihre Gebärmutter entfernt worden sei und sie plötzlich wieder über all das nachgedacht habe: Den Selbstmord ihres Sohnes, den Tod ihrer Mutter mit nur 73 Jahren, nachdem sie sie gepflegt habe und nun eben die Operation.
Wie sie so vor mir steht, erscheint mir diese Frau als ein fröhlicher und optimistischer Mensch, sie redet einfach über ihr Schicksal, macht sich Luft. Reden zu können ist doch schon ein erster Schritt zur Heilung. Oder? Aber vielleicht trifft sie andere Menschen wie mich nur an ihren „guten“ Tagen.
Die finsteren Tage verbringt sie allein in ihrer Kammer und da gibt es keine Rettung. Dann ist sie allein, nur sie und die Geister der Vergangenheit.