Eine Freundin von mir hat einen Jaguar. Also nicht das Tier, sondern das Auto. Das ist so ein wirklich schickes, ein klein wenig gefährlich aussehendes Gefährt mit einem springenden Jaguar als Kühlerfigur.
Ihr Jaguar ist ein etwas älteres Modell, fast schon ein Oldtimer. Meine Freundin ist alleinstehend, Single, wie man das neudeutsch nennt, und besitzt außer dem Jaguar noch ein großes Haus mit Doppelgarage und Kenntnisse als Automechanikerin obendrein, anscheinend ist das bei einem alten Jaguar von Vorteil. Ja, richtig, sie ist ein außergewöhnliches Exemplar Mensch.
Nicht jede Frau ist erfolgreich im Job, hat ein großes Haus, ein tolles Auto, kann dieses auch selbst reparieren und sieht darüber hinaus auch noch gut aus. Und entscheidet sich gegen Ehe, Kinder und sonstige familiäre Verpflichtungen. Dabei ist sie nicht unglücklich. Das Klischee vermutet nun eine schlimme Kindheit oder sonstige Traumata als Hintergrund. Aber nein, die Eltern meiner Freundin haben sie stets dazu ermuntert, sich selbst treu zu sein. Und das bleibt sie bis heute: sich selbst treu.
Ab und zu hat sie mal Amouren. So nennt sie das. Aber bisher hat sie keinen Mann getroffen, der mit ihrer Unabhängigkeit über längere Zeit klar kommt. Sicherlich, irgendwo wird es diesen Menschen geben, der schätzen kann, dass meine Freundin vor allem sich selbst treu ist und nicht einem anderen Menschen oder einer Sache.
Wenn ich ehrlich bin, dann bewundere ich sie für ihre Unangepasstheit und dennoch erscheint sie mir oft wie ein Monolith aus dunkler Vergangenheit oder einer unerreichbaren Zukunft, irgendwo in einer Welt gestrandet, die mit ihr rein gar nichts anfangen kann.