Wer ohne Angst ist, werfe den ersten Stein. Es gibt sie diese Menschen, die durch die Dunkelheit laufen, unempfindlich für die Monster, die hinter jedem Busch lauern könnten. Sie wissen nicht, dass hinter Schranktüren und unter Betten, Ungeheuer auf sie warten. Aber selbst diese Menschen spüren einen kleinen Angstkitzel, wenn sie in einen tiefen, tiefen Abgrund sehen oder der Zahnarzt mit seinem Bohrer auf sie wartet.
Überhaupt, der Umgang mit der Angst. Die wohlgemeinten Schubser in den Rücken. Nun los, mach schon, hab keine Angst. Trau dich, zier dich nicht. Es wird schon alles gut gehen. In der Tat, es geht auch meistens gut. Wenn nicht, dann zieren ein paar Schrammen oder blaue Flecke deine Knie und Ellenbogen. Was ist so schlimm daran? Manchmal selbstverständlich bleiben nur Narben auf deiner Seele zurück. Kleine Knubbel, die dich daran erinnern, dass Angst manchmal auch berechtigt sein kann und es besser ist, bestimmten Menschen aus dem Wege zu gehen.
Angst verdrängen und leugnen funktioniert eine Zeit lang. Nur geschieht dann etwas Merkwürdiges, die staut sich auf, ballt sich zusammen und fängt dann an dir im Dunkel aufzulauern. Also will Angst durchlebt und überwunden werden, transformiert und aufgelöst in Wohlgefallen. Sowieso ist Angst hauptsächlich nützlich. Schließlich hilft sie uns, alles zu mobilisieren, um einer gefährlichen Situation zu entrinnen.
Was aber geschieht, wenn du einer gefährlichen Situation jahrelang ausgesetzt bist und nicht fliehen kannst. Äußerlich nicht fliehen kannst? Dann machst du dich bereit innerlich den Rückzug anzutreten. Irgendwo findest du eine Kammer, wo du das, was du für deinen Kern hältst, sicher verstaust. So sicher, dass du später, in besseren Tagen sehr schwer danach graben musst. Ganze Förderanlagen mögen nötig sein, um diesen wichtigen Kern zu finden. Aber siehe da, auch das hatte seinen Sinn. Aus dem kleinen bisschen Kohlenstoff ist ein Diamant geworden. Roh noch und ungeschliffen, aber bereit zu glitzern und zu funkeln.