Geister sind total lästig. Es gibt natürlich keine. Ist ja klar. Ich bin ja nicht bekloppt und glaube an Geister. Aber ungemein lästig sind die trotzdem.
Heute Nacht zum Beispiel, da hat so ein lästiges Geisterexemplar andauernd an den Blättern meiner Orchidee gewackelt. Keine Ahnung worauf mich dieser Geist wieder aufmerksam machen wollte. Irgendetwas wollen die ja immer.
„Erzähl meiner Frau, wo ich die Goldbarren versteckt habe“ oder „Hau‘ meinem Bruder einen über den Schädel, ich kam nicht mehr dazu“.
Geister, also vor allem die Sorte, die sich immer noch hier so in unseren Gefilden herumtreibt, sind nämlich überhaupt kein bisschen geläutert oder so etwas in der Art, ganz im Gegenteil hängen die noch völlig an ihren alten menschlichen Gewohnheiten und Eigenarten. Deshalb reagiere ich überhaupt nicht mehr auf diese albernen Annäherungsversuche wie mit den Blättern meiner sehr empfindlichen Orchidee wedeln oder meine schönste Kaffeetasse vom Tisch schubsen. Ein einziges Mal hat mich so ein Geist überrumpelt. Es gibt natürlich keine, also nicht, dass ihr jetzt glaubt, es gäbe Geister. Ha, lachhaft.
Jedenfalls hat dieser fiese Geist doch tatsächlich meinen schlafenden Kater vom Kratzbaum geworfen. Das hat mich dann so derartig aufgeregt – und meinen armen Kater auch. Der stand mit gesträubtem Fell und aufgestellten Ohren in Angriffsstellung. Aber diese fiesen Geister kriegt ja auch eine Katze nicht. Ist ja klar, ist kein Schwanz dran. Deshalb verliert unser Kater ziemlich schnell das Interesse. Also, wo war ich, genau, das hat mich so fürchterlich aufgeregt, dass ich doch tatsächlich den Geist angesprochen habe. Der klagte mir daraufhin sein Leid.
Denkt jetzt nicht, dass so ein Geist wie jeder vernünftige Mensch um eine Tasse Tee bittet und sich mit dir an den Tisch setzt, um einfach ein bisschen zu plaudern. Nein. Viel schlimmer. Die hinterlassen unsichtbare Nachrichten auf dem Spiegel. Die sah ich dann erst, als ich mich schön in der Badewanne entspannte und der feuchte Dunst das Spiegelglas beschlug. Der blöde Geist hatte auch noch so eine Sauklaue.
Am Ende lief alles darauf hinaus, dass ich ihrem Mann – es war ein weiblicher Geist – sagen sollte, er solle nicht dauernd vergessen, die Blumen zu gießen. Warum solche dämlichen Geister dann bei mir vorbeikommen, anstatt direkt dem betreffenden Hinterbliebenen auf den Wecker zu gehen, ist mir wirklich völlig schleierhaft. Aber einer, der die Blumen nicht gießt, bemerkt die Anwesenheit vom Geist seiner Frau wahrscheinlich erst recht nicht.