21. Oktober – Der Geist des Kriegers

Der Geist des Kriegers wacht über mich. Gesichtslos starrt er mich an aus dem Dunkel seines korinthischen Helmes. Was er denkt? Das bleibt mir verborgen.
Vielleicht ist er längst des Kämpfens müde und mag Helm und Harnisch von sich werfen. Vielleicht steht ihm der Sinn nach Blumen pflücken, Frauen küssen oder Erde umgraben. Es könnte aber auch sein, dass er den Frieden verdammt und sich verzweifelt nach der nächsten blutigen Schlacht sehnt, damit er sein Handwerk ausführen kann, das des Kriegers.

Ein Krieger kann sich mächtig fühlen und sicher, nicht so wie ein Soldat. Ein Soldat ist der erste, der draufgeht. Aber der Krieger ist der stolze Held, der seine Geschicke selbst lenkt, der sich misst im Kampfe und selbstverständlich nur die gerechte Sache verteidigt. Das Handwerk des Kriegers besteht vor allem darin, nicht darüber hinaus zu denken. Besser gar nicht zu denken, weder mit noch selbst noch darüber hinaus. Nachbeten, das ist schon eher seine Aufgabe.

Wer entscheidet? Wer definiert die gerechte Sache, die Ehre, die Wahrheit? Am Anfang war das Wort. Der Krieger kräuselt die Stirn hinter dem kühlen Metall. Er mag nicht folgen. Er bleibt in der Sicherheit seines Handwerks, seiner erlernten Werte, seiner vorgefassten Meinungen. Auf ihn ist Verlass. Wie wankelmütig müssen die sein, die selbst denken, wie unabhängig, wie frei, wie gefährlich.

Der Krieger bewegt sich nicht, richtet nur den Blick jetzt lieber in die Ferne. Diese Frau dort am Schreibtisch bildet sich am Ende noch ein, die Feder sei mächtiger als das Schwert. Worte und Werte definieren, Name und Bedeutung geben sei wichtiger als Kampf und Sieg.