24. März – Im Rhythmus

Badabumm, badabumm, badabumm. Immer wieder hämmert es hinter der dünnen Wand des Apartments im Rhythmus, mindestens 120 Schläge die Minute. Darüber liegt ein mal laut plärrender, mal dumpf wimmernder Singsang. Das geht so seit Stunden. Und es war bereits nach drei Minuten unerträglich.

Stefan hält sich die Ohren zu.

Das Klopfen an der Wand hat er bereits aufgegeben.

Das Klingeln beim Nachbarn ebenfalls. Beides hatte er völlig vergeblich versucht. Immer weiter hämmerte der Beat. Unaufhörlich, unerträglich.

Also gut, also doch. Es bleibt Stefan nichts anderes übrig. Er wählt die Nummer der Polizei.
Über den Lärm hinweg schreit er in den Hörer, hält sich das andere Ohr zu, um überhaupt etwas zu verstehen.

„Nachbar…“, sagt er „Lärmbelästigung…, drehe gleich durch…, meine Adresse…. Bitte schnell.“

Eine freundliche Stimme bittet ihn um etwas Geduld, aber die Kollegen würden bald da sein.

Also wartet Stefan am Fenster.

Schaut die Straße rauf und runter.

Schließlich fährt ein Streifenwagen vor.

Zwei Polizisten steigen aus, suchen auf dem Klingelschild. Durch den lauten Beat hört Stefan die Klingel kaum. Er drückt auf den Summer, um die Haustür zu öffnen.

Plötzlich Stille. Nebenan ist alles ruhig.

Die Stille ist ein Schock.

Der Beat hallt noch in Stefans Kopf nach, tropft immer noch durch seine Gehörgänge ins Gehirn.

Nur widerstrebend begreift er, dass der Lärm wirklich aufgehört hat.

Die beiden Polizisten stapfen die Treppe hoch.

„Sind Sie der Nachbar?“

Stefan nickt. Ihm ist es ein bisschen peinlich.

„Jetzt hat der Lärm aufgehört.“

„Keine Angst“, sagt einer der Polizisten, „wir konnten das Gewummere sogar vor der Haustür hören. Welche Tür ist es denn?“

Stefan deutet stumm auf die Wohnungstür zu seiner Rechten. Der Polizist klingelt.
Kurze Zeit später wird die Tür geöffnet. Der Nachbar steht mit der Zahnbürste im Mund da.

„Was’n los?“

Die Polizeibeamten fangen an: Lärmbelästigung, nächtliche Ruhestörung, Anzeige.

Oh Mann“, wendet sich der Nachbar an Stefan, „tut mir echt leid, da ist mir wohl die Kopfhörerklinke aus dem Verstärker gerutscht. Ich kann nur bei Musik schlafen.“

Er zuckt entschuldigend mit den Achseln.