Freischwimmerin. Das ist aber verdammt hoch, wenn man oben steht. Svenja schaut erschrocken in die Tiefe. Von unten wirkte das gar nicht so schlimm. Vielleicht sollte sie lieber wieder … Sie schaut sich um. Die Schlange hinter ihr ist lang. Die Anderen stehen schon auf der Leiter, zwei sogar direkt hinter ihr. Alle blicken sie ungeduldig an.
„Spring doch endlich!“, hört Svenja von hinten rufen. Sie versucht, mit den Zehen den vorderen Rand des Sprungbretts zu umfassen. Es wippt so unangenehm bei jeder Bewegung. Sie spürt die Blicke von hinten. Die letzten Springer vor ihr sind längst zum Beckenrand geschwommen und herausgesprungen. Ohne Zweifel haben sie sich wieder unten angestellt. Svenja holt tief Luft. Sie dreht sich nicht mehr um.
Dann nimmt sie ihren ganzen Mut zusammen und macht den letzten Schritt. Sie versucht sich ganz schmal zu machen, hält die Arme ganz eng am Körper. Mit einem harten Aufprall durchschlägt sie die Wasseroberfläche, das gechlorte Wasser schießt ihr scharf in die Nase und schlägt über ihr zusammen. Luftblasen steigen um sie herum auf. Svenja lässt sich wie ein Sektkorken einfach wieder nach oben schießen.
Kaum ist sie einen halben Meter weggeschwommen, spürt sie den Einschlag des nächsten Springers. Dann das sanfte Hineingleiten eines Kopfspringers. Atemlos erreicht sie den rettenden Beckenrand und klammert sich fest. Schließlich zieht sie sich aus dem Wasser, geht zu ihrem Handtuch und wischt sich damit das Wasser aus dem Gesicht. Dabei prustet sie.
„Hätt’ ja nicht gedacht, dass die Oma sich traut!“, hört sie neben sich eine junge Mutter ihrer Freundin zuzischen.
Da dreht Svenja sich um: „Ich habe sogar vor nächste Woche den Freischwimmer zu machen. In meiner Jugend hatte ich leider keine Zeit dazu.“
Die beiden jungen Frauen schauen sich betreten an.
„Äh, ich…“
Aber Svenja hört gar nicht mehr zu und geht in Richtung Dusche davon.