Die Recherchefahrt für meinen aktuellen Roman führte mich in die Bretagne. Meine Französischkenntnisse habe ich seit dem Schulunterricht in der neunten Klasse nicht mehr aufgefrischt. Mein Englisch habe ich mir mehr schlecht als Recht selbst beigebracht. So kam ich mir schon sehr abenteuerlich vor, als ich in die Fremde aufbrach.
Es lief alles prima, bis ich in dem Ort ankam, in dem sich meine Unterkunft befinden sollte. Leider war weit und breit keine Madame Rose aufzutreiben, bei der ich per Internet ein Zimmer reserviert hatte.
Nachdem ich eine Weile in dem kleinen Ort kreuz und quer gefahren war, fragte ich schließlich einen Einheimischen.
„Pardon Monsieur, je cherche la maison de Madame Rose. Could you help me, please“, und zeigte auf die Adresse meiner Reservierungsbestätigung.
Dann folgte ein Redeschwall, von dem mir immerhin ein paar Worte bekannt vorkamen.
„…garage… a gauche… a droite“, dabei tanzte seine rechte Hand durch die Lüfte und ich betrachtete sie fasziniert.
Als er aufgehört hatte zu sprechen, sah er mich erwartungsvoll an und ich nickte, als hätte ich ihn verstanden.
Dann spuckte er schon wieder eine Reihe von Silben aus. Und nach einer Schrecksekunde formte sich in meinem Hirn eine Ahnung, wohin diese Unterhaltung führen sollte.
„Oh, non, non! I come from Deutschland, Germany, Allemagne!“
Da freute sich der Herr und strahlte übers ganze Gesicht.
Nach einer Weile wurde mir klar, dass er von der Fußballweltmeisterschaft in Deutschland sprach. Glaubte ich jedenfalls.
Vielleicht aber auch davon, dass er Kohlköpfe anpflanzt und abends gerne eine Halbe Roten trinkt.
„Thanks a lot for your help. Very nice to met you. Merci beaucoup, au revoir!“
Dann setzte ich mich wieder in meinen Citroën, versuchte mich, einen Augenblick völlig vom Verstehen wollen zu befreien und einfach zu wissen, wohin ich jetzt fahren musste.
Es war dann in der Tat auch ganz leicht.
An der Autowerkstatt links abbiegen, dann geradeaus und nach einem halben Kilometer rechts in die gesuchte Straße.
Madame Rose erwartete mich bereits.
Wenn das weiter so gut läuft, fahre ich nächstes Jahr nach China.