27. April – Das alte Ufer

Das kleine Boot war nach langer, langer Zeit ans alte Ufer zurückgekehrt. Nicht für immer, nur zu Besuch. Es war so lange nicht an diesem alten Ufer gewesen, dass es ihm nun völlig verwandelt vorkam.

In seiner inzwischen verblassten Erinnerung war doch einmal alles so groß gewesen an dem alten Ufer. Und es hatte einen wunderbaren Steg gegeben aus Holz, stabil und leicht knarrend, wenn man darüber lief. Und die Anlegestelle war großzügig bemessen.

Aber jetzt, das kleine Boot schaute sich um. Es war alles geschrumpft, als hätte jemand die Luft heraus gelassen. Wahrscheinlich wirkte deswegen das alte Ufer inzwischen auch etwas abgelebt und schrumpelig.

Trotzdem hatte der Ort nach wie vor Würde. Das ja. Das kleine Boot merkte, dass es selbst inzwischen wohl gewachsen sein musste. Denn die Anlegestelle passte nicht mehr zu seinen Ausmaßen und die Wassertiefe erlaubte ihm, nur gerade so bis an das alte Ufer heranzufahren.

Von hier war es also einst aufgebrochen. Aber nein, es war zwar der gleiche Ort, aber schon lange nicht mehr derselbe, so viel Wasser war seither den Fluss hinabgeflossen. Nicht nur das Boot hatte sich verändert auch der Ort, von dem es stammte, und der Blick, mit dem es auf das Ufer schaute.

Das Boot verbrachte einen schönen Nachmittag am alten Ufer, aber dann brach es voller Freude wieder auf zu neuen Abenteuern.