„Verdammt nochmal!“ Gertrud schleuderte den verbrannten Pfannkuchen wütend in den Mülleimer. „Das gibt es doch nicht!“ Das war schon der dritte Pfannkuchen, der ihr verbrannte.
Beim ersten hatte es an der Tür geläutet. Der Postbote hatte ein Paket für den Nachbarn gebracht, der nie aufmachte. Das legte Gertrud dem Nachbarn noch schnell vor die Wohnungstür und als sie zurückkam, da qualmte es schon über dem Herd. Schnell zog sie die Pfanne von der Platte und riss das Fenster auf.
Das war der erste Pfannkuchen, der in den Mülleimer wanderte. Sie wischte die Pfanne aus, gab frisches Öl hinein und stellte sie wieder auf die heiße Platte. Pfannkuchenteig hinein. Diesmal würde sie aufpassen. Aber ihr Telefon läutete, Max war dran, sie erzählte ihm das Malheur mit dem Pfannkuchen. Plötzlich schlug sie sich an die Stirn, der zweite Pfannkuchen, sie hatte ihn vergessen und jetzt roch es schon wieder merkwürdig. Schnell rannte sie in die Küche und nahm die Pfanne vom Herd. Zwar qualmte der Pfannkuchen noch nicht, aber er war trotzdem völlig schwarz geworden. Also ab damit in den Müll.
Aber beim nächsten würde alles gut gehen. Gleichgültig, ob es klingelte, läutete, das Haus einstürzte. Sie würde neben dem Herd stehen bleiben und diesmal würde der Pfannkuchen genau richtig werden, auf jeder Seite zartgebräunt und innen goldgelb. Dann würde sie leckeren Ahornsirup darübergießen und ihn direkt aus der Pfanne essen. Mmh. Ihr lief schon das Wasser im Mund zusammen. Hatte sie denn überhaupt noch Ahornsirup? Sie schielte kurz zum Pfannkuchen. Der brauchte noch eine Weile.
Also lief sie schnell zur Vorratskammer und schaute nach dem Sirup. Da war ja gar keiner mehr. Schade. Aber sie hatte noch Honig. Oder was war das dort hinten? Sie räumte gerade ein paar Gläser ohne Beschriftung aus der hinteren Reihe nach vorn, da roch sie es. Angebrannt! Unverkennbar! Schon wieder! Auch der dritte Pfannkuchen gesellte sich zu den beiden anderen im Mülleimer.
Und noch einmal von vorn. Das war ihr letzter Rest Teig. Diesmal konnte sie sich keinen Fehler mehr leisten. Diesmal musste Gertrud unbedingt ihre ganze Aufmerksamkeit dem Gelingen des Pfannkuchens widmen. Sie stellte sich neben den Herd, als das Fett in der Pfanne genau die richtige Temperatur erreicht hatte, gab sie den letzten Pfannkuchenteig in die Pfanne. Sie dachte an Dosenobst und verbot es sich. Es klingelte an der Tür. Sie überhörte es. Eisern behielt sie den Pfannkuchen im Blick. Sie wendete ihn genau im richtigen Moment. Dann zog sie die Pfanne von der Platte, schaltete diese aus und stellte sich einen Teller auf den Tisch, Besteck daneben.
Dieser Pfannkuchen hatte einen gedeckten Tisch verdient. Sie gab den Pfannkuchen auf den Teller. Dann fiel ihr ein, dass der Ahornsirup im Kühlschrank stand, und holte ihn herbei. Dann gab sie genau die richtige Menge Ahornsirup über den Pfannkuchen, nahm die Gabel und teilte einen Bissen ab. Innen war der Pfannkuchen goldgelb und locker. Es dampfte leicht. Mit vollem Genuss steckte sie das erste Stück in den Mund, kaute, erstarrte und spuckte aus.
„Verdammt nochmal!“ Sie hatte Zucker mit Salz verwechselt und der Pfannkuchen war total versalzen. Voller Bedauern ließ Gertrud auch dieses Prachtstück in den Mülleimer wandern. Dann holte sie tief Luft. Was blieb ihr anderes übrig? Sie holte die Eier aus dem Kühlschrank, das Mehl aus dem Schrank. Dann eben wieder von vorn.